UCI Paracycling – Tour

 

Upper Austria

 

vom 22.05 – 25.05.2015

 

 

 

Am Pfingstwochenende war es wieder so weit. Die Österreichtour Upper Austria stand an, an der ich 2014 bei der Erstauflage auch schon teilgenommen habe.

 

Dieses Jahr war es noch heftiger, als im Vorjahr. Hieß es 2014 noch drei Rennen in vier Tagen, kamen 2015 noch mit einem Bergzeitfahren und einem Bergrennen zwei weitere Rennen dazu. So lautete es nun fünf Rennen in vier Tagen zu absolvieren.

 

Das besondere an der Tour ist, dass alle Rennen einzeln gewertet werden mit eigenen Siegerehrungen, es aber auch eine Gesamtwertung gibt.

Die Gesamtwertung habe ich 2014 gewonnen und das wollte ich natürlich wiederholen. Dieses Vorhaben war aber gar nicht so leicht, da top Athleten in meiner Klasse H1 aus der Schweiz, Polen und Österreich an den Start gingen.

 

Das Ziel, Sieg der Gesamtwertung und somit den Titel zu verteidigen ist mir dennoch gelungen. Ich konnte das Bergzeitfahren, Bergrennen, Straßenrennen und Kriterium gewinnen. Oft nur mit ein paar Sekunden Vorsprung. Nur beim Einzelzeitfahren musste ich mich dem Schweizer Benni Früh geschlagen geben und holte dort den zweiten Platz.

 

hier sind Bilder der Tour:

hier sind die Renn-Berichte:

 

 

1.Rennen 22.05.15 in Altmünster

Bergzeitfahren (3km mit ca.240hm)

 

Auf das Auftakteinzelzeitfahren war ich sehr gespannt. Denn Einzelzeitfahren bin ich noch nicht so routiniert und ein Bergzeitfahren war für mich ganz neu.

Start war um 16.ooUhr und der Wettergott hatte kein Mitleid mit uns. So hat es schon geregnet, wie wir uns ins Handbike begeben hatten und uns warmgefahren hatten. Ok, bei mir war es nicht wirklich Warmfahren, da ich die Zeit komplett unterschätz habe und ich mal wieder im Zeitdruck war. Kaum am Start gewesen, da kam ich nur hin, weil man mich geschoben hat, so steil war es zum Teil, ging es auch schon gleich los.

Die Strecke hatte es in sich. Es gab eigentlich kaum Momente, wo es unter 10% Steigung anzeigte. Meist waren es sogar steilere Abschnitte. Durch meine hohe Schaltübersetzung, musste ich oft kämpfen, dass ich die Kurbel überhaupt über den Schwerpunkt bringe, damit ich überhaupt wieder ziehen konnte. Dennoch meinte ich, es lief ganz gut. Bis ein Streckenposten mir mitgeteilt hatte, mein polnischer Konkurrent hat auf die Hälfte der Strecke schon mehr als 1min 30sec auf mich aufgeholt. Da ich der erste war, der in meiner Klasse gestartet ist, bekam ich ja nur schlecht mit, was hinter mir passierte. Da spekulierte ich einfach mal, der Pole hat Vollgas gegeben um näher zu kommen und fährt schon auf letzter „Rille“. Da beschloss ich, mal ein paar „Zwischensprints“ zu machen und ihn etwas psychisch zum demotivieren. Das zeigte auch Wirkung und ich merkte, ich kann noch etwas zulegen. So zog ich den letzten Kilometer unter Stöhnen und Schreien, was mich da angespornt hat mit voller Power durch. Am Schluss konnte ich nicht nur wieder den alten Abstand herstellen, sondern auch noch einiges an Vorsprung rausfahren.

Ergebnis: Winkler Platz1 mit ca. 1:20min Vorsprung vor Polen und Österreich

 

2.Rennen 23.05.15 in Ebensee

Bergrennen (10km mit 5% Steigung im Schnitt)

 

Dieses mal, war ich rechtzeitig bei der Vorbereitung dran und konnte mich etwas warm fahren. Was aber gar nicht so leicht war, denn es regnete auch an diesem Tag weiter. Dazu kam noch dazu, dass es einstellige Temperaturen hatte. Aber das Problem hatten alle Fahrer. Also ging es um 10.ooUhr an den Start. Bei diesem Start ging es aber an keine Startlinie, denn es gab einen fliegenden Start. Was für mich ganz neu war. Ich wusste nur ungefähr, wo das Führungsfahrzeug uns die Rennfreigabe geben würde. Da die Damen auch in unserer Gruppe starteten, war das Tempo vom Führungsfahrzeug gleich etwas höher und wir von der Division H1 haben uns am Ende befunden. So entstand eine Lücke zwischen Führungsfahrzeug und uns. So spielten sich bei mir im Kopf ein paar Szenarien ab, wie ich das nun bewerkstelligen möchte. Dachte z.B. auch an eine Saftycar-Fase wie bei der Formel 1. Da versucht der erste auch gleich Abstand zu den nächsten Verfolgern zu bekommen, bevor das Rennen wieder neu beginnt. Dieses Schema wandte ich dann auch an. So bekam ich schon etwas Vorsprung in dem Rennen, bevor die endgültige Freigabe zum Start dann kam. Danach war meine Taktik, erst mal richtig mit Speed zu fahren, um den Abstand zu den Konkurrenten noch größer werden zu lassen. Ich dachte auch, dass das mir gelungen ist.

Nach ca. 2km bemerkte ich aber im Spiegel, dass der Schweizer Benni Früh näher kommt. Das gab im Kopf einen ganz schönen Rückschlag und zog mich mental ganz schön runter. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis er bei mir aufgelaufen ist. Nun musste ich mir eine neue Taktik überlegen. Dazu fuhr ich eine längere Zeit neben Ihm, um Ihn zu studieren, wo seine Stärken oder auch Schwächen sind. Ich stellte schnell fest, dass er seine Stärke am Berg durch hohe Drehfrequenzen holt. Ich dagegen, mache das meiste durch die Kraft. So versuchte ich durch Intervallfahren seinen Rhythmus durcheinander zu bringen. Ich zog immer ein Stück weg von Ihm und so musste er reagieren. Stellenweise hat das gut funktioniert, konnte Ihn aber dennoch nicht abschütteln. Da ich die Strecke am Vortag aber abgefahren bin, wusste ich, die letzten 500m sind eben. Aus diesem Grund änderte ich meine Taktik erneut und fuhr einfach mit seinem Tempo mit und konzentrierte mich auf einen möglichen Zielsprint, denn da dürfte er mit seiner hohen Frequenz, im Gegensatz zu meiner Kraft weniger Chancen haben. So kam es dann auch. Rund 750m vor dem Ziel holte ich alles an Sprintkraft aus mir raus und zum Schluss hatte ich dann 6sek. Vorsprung ins Ziel gerettet.

 

3.Rennen 23.05.15 in Redlham

Rundstreckenrennen (30min + 1Runde)

 

Absolut Lustlos saß ich vor dem Start um 18.ooUhr in meinem Auto auf dem Parkplatz. Denn die Strapazen vom Bergrennen am Vormittag steckten noch in den Knochen und es regnete immer noch bzw. noch heftiger. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr ins Handbike bei dem Sauwetter, aber wenn ein Rennen fehlt, würde ich aus der Gesamtwertung fliegen. Da ich den Titel aber verteidigen wollte, zog ich halt neue Regenklamotten an und saß ins Bike um.

Pünktlich um 18.ooUhr war dann der Start. Ich merkte gleich, dieses Rennen wird kein Selbstläufer werden. Denn alle zogen gleich am Start voll an. Ich entschloss mich, erst mal hinten zu bleiben und mir das Ganze von dort anzusehen. Schnell merkte ich, dass das keine clevere Idee war. Denn die Strecke war ein kurzer Rundkurs mit vielen scharfen Kurven. Hinten im Getümmel wurde man sehr oft in den Kurven ausgebremst und die Führenden haben freie Bahn und konnten so mit weniger Kraft trotzdem schneller fahren. Nach und nach kämpfte ich mich dann an Position zwei ran. Der Pole vor mir, fuhr ein starkes Rennen und ich hatte Probleme dran zu bleiben. In den engen Kurven fuhr er mir immer weg und an einer kleinen Rampe kam ich wieder ran. So ging es eine ganze Weile. Zwei Runden vor Schluss nahm ich mir dann vor, jetzt oder nie und wollte an der Rampe attackieren. Da es genau in dem Moment an der Rampe etwas eng wurde, da uns ein paar schnellere überrundeten, kam der Pole aus dem Tritt und hat sich verschalten und die Kette blockierte. Ich hatte in der Situation Glück und konnte gut hochsprinten. Das war der entscheidende Moment in dem ich so viel Vorsprung bekam, den ich dann bis ins Ziel rettete.

 

4.Rennen 24.05.15 in Atnang-Puchheim

Einzelzeitfahren (ca.10km)

 

Wie üblich machte ich mir beim Warmfahren Gedanken, wie soll ich das Einzelzeitfahren heute angehen. Hatte wieder den Nachteil, dass ich als erster in unserer Klasse starten musste und ich das Geschehen im Rücken hatte.  Das hieß somit, einfach die 10km am oberen Limit meiner Leistungsgrenze zu fahren. Da ausnahmsweise mein SRM System funktioniere, nahm ich das zur Hilfe, damit ich immer recht gleichmäßig fuhr. Beim Warmfahren habe ich mir ausgerechnet, zwischen 90 und 100Watt müsste ich konstant schaffen. Als um 14.06Uhr für mich der Start fiel, habe ich mich an meinen Plan gehalten und immer das Wattfenster eingehalten. Lief auch recht gut. Mein Begleitfahrzeug hielt mich immer auf dem Laufenden, wie die Abstände zu den Konkurrenten waren und der Vorsprung wuchs leicht an. So blieb ich in meinem Rhythmus treu. Doch plötzlich wurde mir mitgeteilt, dass der letzte gestartete von unserer Klasse Benni Früh aus der Schweiz immer mehr Zeit gut macht und mich virtuell schon überholt hat. Die letzten Kilometer versuchte ich nochmals eine Schippe darauf zu legen, aber es half nicht. Am Ende wurde ich Zweiter mit über 2min. Rückstand.

 

5.Rennen 25.05.15 in Schwanenstadt

Rundstreckenrennen (60min + 1Runde)

 

Pünktlich zum letzten Rennen, meinte es der Wettergott gut mit uns. Perfektes Wetter mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. So konnte ich im fünften Rennen zum ersten mal ohne Regenklamotten und im trockenen ins Handbike umsetzen.

Da sich die Strecke im Vergleich zu 2014 etwas verändert hat, nutze ich die Warmfahrfase um die neue Streckenführung zu testen. War ein schneller, gut zu fahrender Rundkurs. Um 12.ooUhr ging dann das Rennen los.

Ich startete mit richtig viel Kraft an der Kurbel und konnte nach ca.500m schon feststellen, da kann mir heute keiner folgen. Ich habe dann aber nicht rausgenommen, sondern noch mehr Power gegeben, da ich vor mir den H2 Fahrer Reto Witwer aus der Schweiz sah und ich versuchte an den ran zu kommen. Ende der ersten Runde habe ich es auch tatsächlich geschafft. Bergab habe ich Ihn sogar überholt. Da nach bergab auch wieder bergauf kam, hatte er mich wieder. Ich fand es dennoch klasse, dass ich mal mit einem H2 Fahrer messen konnte. Die ersten drei Runden ging es immer hin und her. In den Kurven und bergab war ich immer schneller in den bergauf Passagen kassierte er mich wieder. In der vierten Runde merkte ich aber, dass hohe Tempo zeigt bei meinem Körper Erschöpfungsmerkmale und musste dann abreisen lassen. Da ich durch die Aktion so einen großen Vorsprung zum direkten Konkurrenten herausgefahren habe, konnte ich dann die letzte Zeit des Rennens genießen und musste nicht mehr ans Limit gehen, um den Sieg einzufahren.